Wie alles begann...
Im Dezember 2018 hatte ich den Begriff "FIP" nur einmal von einer Freundin gehört, deren Kater deswegen eingeschläfert wurde. Mit Katzenkrankheiten kannte ich mich nicht aus. Waren doch alle meine 4 Katzen in ihren 4-7 Lebensjahren immer gesund gewesen. Man hofft ja auch insgeheim, dass es einem nie selbst trifft. Mit guten Vorsätzen für meine Tiere bin ich ins neue Jahr gestartet. Wollte ich doch für zwei von ihnen mal vorbeugend eine Wurmkur machen. So lies ich mir ein Kombinationspräparat vom Tierarzt mitgeben mit der Info „... das ist neu und wirkt gleich auf alle Parasiten, die es gibt“ und „... eigentlich müsste ich aber ihren Kater zuerst untersuchen“. Doch wegen einer Wurmkur extra untersuchen? Nein. Ich geb meinen Katzen einfach das Spot On und gut ist, dachte ich. Gesagt getan. Max und Kimba bekamen das Zeug in den Nacken, obwohl sie gar keine Parasiten hatten. Mit fatalen Folgen. Aber später mehr dazu.
Ein paar Tage später viel mir auf, dass Max ungewöhnlich schlapp wirkte. Er kam nicht wie sonst an die Tür, wenn ich nachhause kam und irgendwie schien er auch etwas abgemagert zu sein und depressiv zu wirken. Ich dachte mir zuerst er hätte eine Winterdepression, aber als es ihm ein paar Tage später immer noch nicht besser ging, beschloss ich ihn beim nächsten Tierarzt mal durchchecken zu lassen. Irgendwie schien er auch Schmerzen am Bauch zu haben, wenn man ihn dort anfasste. Die Untersuchung ergab, dass er akutes Fieber hatte und auf dem Röntgenbild zeigte die Milz wohl Auffälligkeiten. Ich sollte aber am nächsten Tag zu einer Tierklinik fahren, um ein großes Blutbild machen zu lassen, da könnte man wohl mehr feststellen, meinte der Tierarzt. Gut, dass ich gleich am nächsten Tag einen Termin dort bekam. Ich hatte außer einem fiebersenkenden Mittel nichts mitbekommen und langsam bekam ich Panik. Er wird doch kein Krebs haben oder einen Tumor im Bauch? Am nächsten Tag wurde also ein großes Blutbild gemacht. Der Befund verschaffte auf den ersten Blick Erleichterung.„Die Organe sehen in Ordnung aus“, berichtete die Tierärztin Nummer Zwei. Ich sah viel grün auf dem Blutbild und dachte nur „Puh Glück gehabt - kein Krebs“. Die Tierärztin ergänzte noch: „Ihr Kater hat allerdings etwas Flüssigkeit im Bauchraum, was dort nicht sein sollte, aber es ist zu wenig, um es untersuchen zu können... das muss man beobachten.“ Das wird schon nichts Schlimmes sein, hoffte ich instinktiv und war irgendwie immer noch erleichtert, dass er keinen Tumor hat. Also wieder nach Hause. Max ging es aber immer schlechter. Ich rief meine Freundin an, die mehr Ahnung hatte von Katzenkrankheiten als ich und erzählte ihr von dem Befund. „Wenn er Wasser im Bauchraum hat, dann ist es hoffentlich nicht FIP, denn FIP ist tödlich und da musst du schnell handeln.“ „Ach, das wird schon nicht FIP sein. Nicht mein Max. Die Entzündung geht bestimmt bald zurück.“ hoffte ich. Aber sicher ist sicher. Tierarzt Nummer Drei lies ich direkt nach Hause kommen, weil Max Autofahren hasst und nochmal den Stress mit einer Fahrt zum Tierarzt wollte ich ihm nicht antun. Die Tierärztin erschrak als sie ihn sah „Das ist Endstadium von irgend etwas, ihr Kater ist ganz blass und auf dem Röntgenbild sehe ich einen Schatten, das könnte ein Tumor sein.“ Da waren sie wieder diese Ängste und wieder bekam ich keine Antwort darauf, welche Ursachen diese Symptome haben und wie ich ihm helfen könnte. Bevor mir die nächsten 5 Tierärzte auch wieder alle etwas anderes sagen, beschloss ich mich die laut Google angeblich beste Kleintierklinik Deutschlands aufzusuchen und Max dort noch einmal untersuchen zu lassen. Gesagt getan. Als Notfall bekam ich auch dort gleich einen Termin und es wurden nochmal alle Untersuchungen gemacht wie ein großes Blutbild mit Elektrophorese, Röntgen- und Ultraschall- Untersuchung sowie Real Virus PCR vom Bauchwasser. Der Bauch war zu diesem Zeitpunkt schon extrem dick und auf die Frage, ob man ihn nicht punktieren könnte, bekam ich die Antwort „Das bringt nichts, weil es eh wieder nachläuft in ein paar Tagen“ und „... weil ihr Kater sowieso stirbt, wenn sich der Verdacht FIP bestätigen sollte.“ An den mitleidigen Blick der Tierärztin kann ich mich noch genau erinnern. Ich bekam endlich meine Antwort, denn FIP wurde am nächsten Tag mittels der Real Virus PCR Untersuchung am Bauchwasser bestätigt. Im Befund las ich „Sollte sich der Zustand verschlechtern, sollte Max euthanasiert werden.“
Hey! Ich will nicht mehr wissen was er hat, ich will ihm einfach nur helfen, waren meine Gedanken. Was konnte ich also tun? "... Sie könnten es mit Kortison noch ein wenig hinauszögern...“ meinte die Tierärztin. Ich wurde wieder mit meiner schwerkranken Katze nach Hause geschickt. Eine Welt brach zusammen. Ich erstarrte innerlich vor Schmerz. Ein Gefühl als wenn mir jemand das Herz aus der Brust reißen würde. Max wollte nicht sterben. Er legte sich immer in die Mitte des Wohnzimmers, ins Zentrum des Geschehens, um ja alles mitzubekommen. Eine Katze, die sterben will, zieht sich zurück und stellt das Fressen ein. Nicht so Max, er zeigte mir auf seine Art, dass er leben will. Das Fieber war allerdings schlimm. In meiner Not lies ich Pianomusik und heilende Frequenzen über Youtube laufen. Die Töne schienen beruhigend auf ihn zu wirken. Er legte seinen Kopf auf das Handy, aus dem die Musik kam. Ich redete immer wieder mit ihm, sagte ihm, dass er tapfer und stark sein und wieder gesund werden sollte. Mit melancholischem Blick starrte er aus dem Fenster in den Garten als würde er denken „Werde ich den nächsten Sommer im Garten noch erleben?“
Ok bei Max wurde also FIP diagnostiziert - eine Krankheit mit tödlichem Verlauf und ohne Heilungschance. Das kann doch nicht wahr sein, dachte ich. Im Jahr 2019 gibt es nichts, was man tun kann? In meiner Not googelte ich das Internet hoch und runter, Tag und Nacht nichts anderes, zwischendurch ausheulen, dann wieder googeln, dann zusammenreißen. Ich lies eine Tierheilpraktikerin kommen, vielleicht helfen ja doch diese Globulis, besser als nichts tun. Es muss doch was geben? Ich hatte keine Lust mich mit seinem Tod zu beschäftigen, wenn dieser auch greifbar nah war, so nah, dass er zwei Tage nach Befundverkündung plötzlich Anzeichen eines Kreislaufkollaps zeigte. Mitten in der Nacht, um 2:00 Uhr, fuhr ich in die nächste Klinik nach Köln, weckte die Nachtschicht aus ihrem Dämmerschlaf „Warum haben sie vorher nicht angerufen? Ihre Katze, also die sieht ja aus als wenn sie schon für den Himmel gemacht ist.“ „Sie brauchen mir nicht zu erklären, was FIP ist, das weiß ich, bitte geben sie ihm eine Infusion damit er über die nächsten Stunden kommt.“ antwortete ich Tierärztin Nummer Fünf. Ich wollte ihm am nächsten Morgen beim Arzt meines Vertrauens punktieren lassen, denn es war offensichtlich, dass der dicke Bauch weg musste. Während der Autofahrt schaute ich immer nach ihm, um zu sehen, ob er noch lebt. Es war bis dato die schlimmste Nacht meines Lebens.
Am nächsten Morgen. Max liegt auf dem Rücken und fängt an zu husten. Das verdammte Wasser im Bauch muss weg, dachte ich. Gefühlt war es 5 nach 12. Und 3 Wochen nach dem ersten Arztbesuch. Bei Tierarzt Nummer 6, dem Arzt meines Vertrauens dann „... Ich weiß was FIP bedeutet, aber punktieren sie ihn bitte einfach“. Ohne Widerspruch machte er sich ans Werk. 1/2 Liter der gelben Flüssigkeit leichter und um eine B12 Spritze reicher, verlies ich mit Max wieder die Praxis. Zuhause angekommen traute ich meinen Augen nicht: Max fing an sich zu putzen und machte sich übers Futter her. Welch eine Erleichterung. Jetzt wusste ich zumindest, wie ich ihn über Wasser halten konnte. So musste ich ihn alle 3-4 Tage immer wieder punktieren lassen, weil es immer nur kurzfristig Erleichterung brachte aber lebensnotwendig war, weil sonst Organversagen gedroht hätte. Ein Leben lang kann man das nicht machen, das war mir klar.
Bei meiner Reise durchs Internet stieß ich auf mehrere FIP Studien. In einer Studie ging es um Laborkatzen, die mit dem Virus infiziert wurden und danach mit dem Wirkstoff GS-441524 geheilt werden konnten. Mein Gedanke war: „Wenn es auf dieser Welt etwas gibt, was ihn retten kann, dann muss ich es haben.“ Eine Mission Impossible, geprägt von Hochs und Tiefs. Währenddessen tickte die Uhr weiter gegen Max. Immer wieder stieß ich auf Berichte wie „Katzen mit FIP leben durchschnittlich höchstens 9 Tage“. Ich war verzweifelt. Er muss sterben. Im letzten Moment verfasste ich einen Hilferuf in einer amerikanischen Trauergruppe zu FIP, wo verzweifelte Katzenbesitzer Trost suchen, wenn sie die Diagnose für ihre Katze bekommen. Ich wollte aber keinen Trost, sondern sein Leben retten. Und das besser Gestern als Heute.
"Ich hab eine Info für dich...“ Eine Nachricht einer fremden Person von der anderen Seite des Pazifiks erreichte mich. Zwei Tage später war es da, das lebensrettende Elixier. Ich hatte keine Ahnung wie man eine subkutane Spritze setzt, aber es gab nichts zu verlieren. Also musste ich es mir beibringen. Wozu gibt es denn Youtube? Die Spritzerei war kein Spaß und Max mochte die täglichen Spritzen nicht, aber ich denke nach einer Weile wusste er instinktiv, dass es sein musste und er merkte, dass es ihm damit Tag für Tag besser ging. Die Geschichte ist hier nicht zu Ende, aber das ist der Anfang der Geschichte, wie alles began.
Und was hat das mit der Wurmkur zu tun, die Max vor Ausbruch von FIP bekommen hatte? Meine Katzen hatten das eigentlich harmlose Coronavirus, was ich nicht wusste, und die Wurmkur hat bei Max das Immunsystem, welches durch die Coronaviren schon genug beansprucht war, komplett zerstört. Das hatte die Mutation der Coronaviren zu dem tödlichen FIP-Virus gefördert. Nach diversen Internetrecherechen fand ich heraus, dass dieses Wurmmittel den Wirkstoff Fipronil enthielt. Fipronil ist ein Insektizit und äußerst giftig. Es werden durch dieses Multi-Gift-Präparat nicht nur schädliche Würmer getötet, sondern auch lebenswichtige Darmbakterien, die wiederrum für ein gut funktionierendes Immunsystem wichtig sind. Im Internet las ich Schreckensberichte über Katzen, die sogar nur wegen der Wurmkur epileptische Anfälle bekamen und sogar daran starben.
Über 100 Spritzen und ein Dutzend Tierarzt-Besuche später, ist Max wieder gesund. Er hat FIP, eine der schlimmsten, tödlichen Viruserkrankungen von Katzen, die über 60 Jahre unheilbar war, besiegt. Das ist WUNDERBAR und ich bin mächtig stolz auf meinen kleinen Helden. Max sollte nicht umsonst krank gewesen sein. Den Sinn darin fand ich in der Aufgabe, das Wissen und die Erfahrung weiterzugeben um anderen Katzen zu helfen. Deshalb wurde die Facebook-Gruppe "FIPfree - Hoffnung für Feline Infectious Peritonitis " gegründet.
Mit einem Team aus Experten, Katzenliebhabern, Tierärzten und Betroffenen helfen wir nun anderen, diese schlimme Krankheit zu bekämpfen, indem wir Erfahrungswerte austauschen und über FIP aufklären. Weiterhin informieren wir alle, die mehr über FIP wissen wollen über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und haben im Backup ein tolles Tierärzteteam zur Unterstützung.
Wir tun das ehrenamtlich und leidenschaftlich aus Liebe zu den Katzen, die unsere Familienmitglieder sind.
Wir sind keine Heiler, keine Katzentherapeuten und sind alle hauptberuflich in ganz anderen Jobs tätig. Die meisten sind so wie ich ins kalte Wasser geworfen worden als ihre Katze an FIP erkrankt ist.
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